Abstrakt, flexibel und kaum zu verkennen. Was wäre die ostmoderne Architektur ohne ihre Formsteine. Sie sind das künstlerische Signet, das die moderne Architektur des Ostens von der des Westens abhebt. In Karl-Marx-Stadt ist es sicherlich die Stadthalle mit ihrer ikonischen Formsteinfassade, die fasziniert. Die Plastizität der Elemente, die maßvolle Komposition und die harmonische Wiederkehr der Formen entwickeln ein eindrucksvolles Spiel von Licht und Schatten, von Tiefenwirkung und Raumgefühl. Die Illusion aus Gips entwarf der Bildhauer Hubert Schiefelbein. Und sie wirkt bis heute.

Wir haben eine künstlerische Position gesucht, die die Karl-Marx-Städter Formsteintradition aufgreift und weiterdenkt, die sich auf eine Korrespondenz mit den Eigenarten des Systems und auf die klare, serielle Gestaltungsform der ostmodernen Architektur einlässt. Gefunden haben wir Oliver Bekiersz, der seit seinem Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein die künstlerisch-architektonischen Prinzipien von Moderne und Ostmoderne in großformatigen Kohlezeichnungen untersucht.
Korrespondenz. Die Kohlezeichnung Walls I [240 x 300cm] und drei Formsteinelemente aus dem Freibad Chemnitz-Bernsdorf. Gezeigt im Previewspot von Chemnitz Ostmodern in der Ausstellung Sichtbeton, vom 27.09. bis 18.10.2025 im Chemnitzer Wirkbau, Halle G.

Punkt für Punkt vorangetrieben. Das Unmögliche versuchen: Kohle Hard Edge. In der Tradition der Hard-Egde-Malerei der 1960er Jahre verwendete niemand Zeichenkohle, sondern Materialien, die sich klar voneinander abgrenzten. Anders Oliver Bekiersz heute, zu sehen in seiner Serie Walls.




Oliver Bekiersz hat sich für das Entwerfen großformatiger Zeichnungen anhand eines Materials entschieden, das im Kontrast zur Methode steht. Obsessiv widmet er sich dem extrem diffizilen Prozess, die Kohlepartikel in Schach zu halten, um das grafische Potential der präzisen, abstrakten Formen zu untersuchen.



Oliver Bekiersz schafft mit der Serie Walls opake Oberflächen, die eine Vielzahl an Perspektiven und räumlichen Erfahrungen eröffnen und in Element und Gefüge die abstrakte Reduktion der Ostmoderne aufnehmen. Mit der Wahl des Materials erweitert er die Strategien und Möglichkeiten der bildlichen Darstellung in einer grafisch scheinbar vorformulierten Welt. Damit regt er zum Nachdenken an. Nicht zu letzt über das künstlerisch-architektonische Erbe der Ostmoderne und ihren Einfluss auf das hier und jetzt. Welche Formen, Steine und Wände entstehen eigentlich heute? Und warum?






#Form Stein Papier
Oliver Bekiersz
Zeichnungen, 2017-2025
Kohle auf Papier
Konzept und Text
Felix Richter



